Seit 75 Jahren: erfolgreiche Arbeit des BADS

Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr seit einem Dreivierteljahrhundert im Einsatz für mehr Sicherheit

Berlin/Hamburg (nr). „Der 70. Geburtstag im Jahr 2020 konnte wegen der Corona-Pandemie nicht öffentlich begangen werden, deshalb freuen wir uns nun umso mehr, dass wir heute am 16. Mai in der Bundeshauptstadt Berlin den 75sten mit ihnen begehen können“, sagte BADS-Präsident Helmut Trentmann auf einer Feierstunde im Allianz-Forum vor etwa 200 geladenen Gästen. 2025 sei zudem ein herausragendes Jahr, nicht nur das alle 25 Jahre in Rom gefeierte Heilige Jahr, sondern auch ein ganz besonderes Jahr für Europa. „Denn vor 75 Jahren am 9. Mai 1950 wurde der Grundstein für die Europäische Union durch die sog. Schuman-Erklärung gelegt, und der „Bund für alkoholfreien Verkehr – so hießen wir damals – wurde am 25. Mai 1950 gegründet“, so Trentmann weiter.

Den festlichen Rahmen wählte der BADS, um auch den zahlreichen Helferinnen und Helfern, die in den vielen Jahren in den 21 Landessektionen für den BADS bundesweit überwiegend ehrenamtlich präventiv tätig waren und sind, ein großes Dankeschön auszusprechen. Auch ihrem Einsatz sei es zu verdanken, dass trotz eines gewaltigen Anstiegs der Zahl der Kraftfahrzeuge, inzwischen 65 Millionen Kraftfahrzeuge und ein damit viel höheres Verkehrsaufkommen, die Anzahl der Verkehrstoten deutlich auf etwa 3000 gesunken und damit rückläufig sei. „Insgesamt auch erfreulich, dass der Anteil der Alkohol- und Drogenopfer auf etwa 7 % zurückgegangen ist.“

Besonders wichtig war Helmut Trentmann bei seinem Rückblick auf 75 Jahre BADSdie nach der Wende begonnene erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Landessektionen in Sachsen, Sachsen Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin-Brandenburg und Thüringen. „Das dort vorhandene Know how in wissenschaftlicher wie juristischer und polizeilicher Hinsicht hat dem BADS einen weiteren Schub gegeben, für den wir dankbar sind“, sagte der Präsident. Nahtlos hätten sich aus dem Bereich der Justiz, der Rechtsmedizin, der Polizei und der Verkehrspsychologie Synergien ergeben, wenn sich auch die damals in der DDR geltende Null-Promille-Grenze nicht im gesamtdeutschen Recht etablieren ließ.

Neben einem ausführlichen Rückblick auf die vielfältigen Präventionsaktionen in den vergangenen Jahrzehnten war ein zentraler Punkt die mit hochkarätigen Fachleuten besetzte Podiumsdiskussion zum Thema „ 1 Jahr partielle Freigabe von Cannabis“.

Die Problematik wurde aus polizeilicher Sicht, vertreten durch den Polizeidirektor Roman Seifert, Direktor – Leiter des Stabes der Landespolizeidirektion Berlin, aus der Sicht des Instituts für Suchtforschungen durch den Frankfurter Prof. Dr. Bernd Werse (UAS) sowie in Einschätzung des Toxikologen und emeritierten Hochschullehrers an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität, Prof.Dr.Thomas Daldrup diskutiert.

Für Prof. Daldrup ist die Begründung für die Erhöhung des bisherigen THC-Grenzwertes im Blut/Serum von 1 auf 3,5 ng/ml nicht stichhaltig. „Sie verleitet cannabiskonsumierende Verkehrsteilnehmer dazu, trotz hoher THC-Mengen im Körper ein Kraftfahrzeug zu führen.“ Darüberhinaus sei die Möglichkeit stark eingeschränkt, diejenigen Gelegenheitskonsumenten zu sanktionieren, die akut unter Cannabiseinfluss ein Kraftfahrzeug führen. Bis zu einer Blutentnahme vergehe nämlich oft zu viel Zeit, in der die THC-Serumkonzentration unter den erhöhten Grenzwert absinkt.

Prof. Werse verteidigte hingegen den festgelegten Grenzwerrt von 3,5 ng/ml. Cannabiskonsumierende seien bislang unverhältnismäßig harten Konsequenzen ausgesetzt gewesen, die nicht der Verkehrssicherheit gedient hätten. Er begrüßte es auch, dass jetzt regelmäßig Cannabis Konsumierenden nicht mehr pauschal die Fähigkeit abgesprochen würde, ein Fahrzeug zu führen. Gerade regelmäßig Konsumierende sähen sich mit den neuen Regeln eher in der Lage, die Regeln einzuhalten.

Polizeidirektor Roman Seifert betonte hingegen, dass die Verkehrssicherheit unter dem Drogenkonsum leide. „Mit der Einführung des neuen THC-Grenzwertes wird die Polizei Berlin verstärkt auf die Einhaltung der neuen Regelungen achten“. Dies könnte auch zu einer erhöhten Sensibilisierung der Bevölkerung führen, so Seifert.

Als weiteren Höhepunkt in Berlin wählte der BADS im Festakt die Verleihung seiner nach seinem Gründer benannten „Senator-Lothar-Danner-Medaille in Gold. Der damalige Präses des Amtes für Verkehr der Freien und Hansestadt Hamburg, Senator Lothar Danner, gründete den BADS. Ihm zu Ehren verleiht der Bund diese höchste Auszeichnung einmal jährlich. Diesjähriger Preisträger ist der Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstages (VGT), Prof. Dr. Ansgar Staudinger.

In seiner Laudatio hob Helmut Trentmann hervor, dass Staudinger es seit der Übernahme der Präsidentschaft im Verkehrsgerichtstag im Jahr 2021 in hervorragender Weise gelinge, Empfehlungen aus Goslar in die Beratungen der politischen Gremien zu steuern. „Sie können mit Trockenheit in der Sache und Humor in der Formulierung die Thematik aufbrechen und dennoch den Finger in die Wunde legen. Gleichzeitig zeichnet Sie aus, dass Ihre Worte in den Medien keinen Zweifel an Ihrer Meinung und Haltung lassen, wie z.B. in der Bekämpfung des Alkohols im Straßenverkehr und besonders aktuell zur Frage der Legalisierung von Cannabis und seiner Auswirkungen auf den Straßenverkehr. Es besteht kein Zweifel, Ihnen liegt die Verkehrssicherheitsarbeit am Herzen.“

Trentmann versicherte, der BADS werde seine in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreiche Arbeit bei der Bekämpfung der Gefahren durch Alkohol, Drogen und Herausforderungen wie die Rauschfahrt auf E-Scootern unermüdlich fortsetzen. „Nutzen wir unser Potential, das durch Wissenschaftler, Forschende, durch Richter, Staatsanwälte, Rechtsmediziner und Polizei eingebracht wird, um die Verkehrssicherheit weiter deutlich zu erhöhen“, schloss der BADS-Präsdient.

Ein Grußwort hielt in der Veranstaltung der Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Johannes Wieczorek.

Den musikalischen Teil des Festaktes bestritten das Querflöten-Duo Jette Herchenröder und Julia Prange.

Der Festakt wurde moderiert von der Berlinerin Sarah Oswald.

Teile diesen Beitrag:

Weitere Beiträge