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Heroin

 

Herkunft

Bei Heroin handelt es sich um ein halbsynthetisches Opiat, das als weißes bis braunes, manchmal körniges Pulver mittels chemischer Verfahren aus dem getrockneten milchigen Saft der angeritzten Kapsel der Schlafmohnpflanze (Papaver somniferum) gewonnen wird. Zwischenprodukt des Herstellungsverfahrens ist Morphinbase. Das Umwandlungsverhältnis von Rohopium zu Heroin beträgt 10 zu 1.

Verwendung

Heroin wurde nach seiner Entdeckung zunächst an Stelle von Morphium als vermeintlich nicht süchtig machendes Heilmittel (Schmerzmittel) aber bald auch schon als Rauschmittel verwendet.

Konsum

Heroin wird meist in gelöster Form intravenös oder subkutan gespritzt, seltener auch inhaliert, auf Folie geraucht oder geschnupft (gesnieft).

Wirkstoff

Der Wirkstoff des Heroins ist wie bei Morphium das Morphin.

Allgemeine Wirkung

Nach der Einnahme von Heroin tritt beim Konsumenten kurzfristig ein sehr starker „Kick“, vergleichbar einem vielfach verstärkten Orgasmus, mit Euphorie, manchmal auch Dysphorie, Hochgefühl, Losgelöstheit, gesteigertem Selbstwertgefühl, allgemeinem Wohlbefinden und Gleichgültigkeit gegenüber Außenreizen auf. Das unwiderstehliche Verlangen nach Wiederholung dieses Zustandes einerseits und die Angst vor erheblichem körperlichem Unbehagen im Zusammenhang mit den immer rascher auftretenden Entzugserscheinungen andererseits ist Hauptursache der sich schnell entwickelnden Sucht. Nach dem „Kick“ wirkt die Droge auch beruhigend, einschläfernd und schmerzlindernd. Es kommt zu einer Verlängerung der Reaktionszeit und Konzentrationsschwäche. Wegen der Gewöhnung des Körpers an das Rauschgift wird Heroin in immer höheren Dosen benötigt.

Das Atemzentrum wird unter der akuten Drogeneinwirkung gehemmt, was bei Überdosierung schnell zum Tode führen kann.

Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit

Heroinkonsum hat in den folgenden psychophysischen Bereichen eklatante Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit:

  • Es kommt zu Pupillenerweiterung und Tränenfluss, gelegentlicher Wahrnehmung von Doppelbildern und Sehstörungen.
  • Eine „laufende Nase“ kann zur Entzugssymptomatik gehören; Niesattacken in Abständen von Minuten bis Stunden sind die Folge.
  • Der Entzug kann einen gesteigerten Würgereflex während der ersten Tage auslösen.
  • Ein Zwang zum häufigen Gähnen geht mit vermehrtem Speichelfluss einher.
  • Die Atemfrequenz und die bronchiale Schleimproduktion sind gesteigert; es stellt sich ein quälender Husten ein.
  • Die Herzfrequenz kann gesteigert oder vermindert sein. Herzrhythmusstörungen, Blutdruckerhöhung und Kollapsgefahr stellen sich ein.
  • Es besteht eine Tendenz zu Gänsehaut, vermehrtem Schwitzen mit kalter, feuchter Haut, Schüttelfrost und Hitzewallungen.
  • Unkontrolliertes Muskelzittern und Muskelzuckungen, Gelenk-, Knochen- und Muskelschmerzen gehören zum Entzugssyndrom.
  • Opiathunger erzeugt u. a. Ängstlichkeit, ausgeprägte Ruhelosigkeit, Nervosität, Reizbarkeit, Aggressivität, Schlaflosigkeit und Schlafstörungen, Verstimmungszustände, Depressionen, Dysphorie und Krampfanfälle.
  • Eine verminderte Harnausscheidung, häufigeres Wasserlassen, Spontanejakulation und -orgasmus gehören ebenfalls zu den Folgen des        Opiathungers.
  • Schließlich lässt sich eine leicht erhöhte Körpertemperatur beobachten.

Im Straßenverkehr fallen Morphin-/Heroinabhängige immer wieder durch Schlangenlinienfahren, übermäßige Ermüdung, Erschöpfung bis zur Apathie, fahriges bis unruhiges und unstetes Verhalten und allgemeine psychomotorische Verlangsamung auf.

Der gleichzeitige Genuss von Alkohol und Heroin wirkt risikoverstärkend, kommt jedoch bei Opiat-Konsumenten relativ selten vor.

Einer BASt-Untersuchung von 1993 zufolge sind Personen, die den Heroin-Ersatzstoff Methadon konsumieren (= Substitution), in der Regel wegen ihrer Persönlichkeitsstörungen und deren Bewertung für das Verkehrsverhalten fahruntüchtig und weniger wegen psycho-physischer Auffälligkeiten (vgl. auch 3.12 der Begutachtungsleitlinien).

Verbreitung

Heroin war lange Zeit die in der Bundesrepublik Deutschland am Weitesten verbreitete harte Droge. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland bei 2.923 Straftaten insgesamt mindestens 1 Tonne Heroin sichergestellt (Quelle: Bundeskriminalamt).

Langzeitfolgen und Gefahren

Heroin macht sehr schnell physisch und psychisch abhängig bis hin zum körperlichen und geistigen Verfall. Es ist nach Crack die Droge mit dem höchsten Suchtpotenzial.

Heroin verursacht etwa 6 - 8 Stunden nach dem letzten Konsum schwere, quälende Entzugserscheinungen in Form des „Opiathungers“ (u. a. Nervosität, Schlaflosigkeit, Gewichtsverlust, Schüttelfrost, Schweißausbrüche, Erbrechen, schmerzhafte Muskelkrämpfe und Gliederschmerzen). Etwa 8 - 12 Stunden nach der letzten Drogenzufuhr kommen körperliche und weitere psychische Entzugssymptome hinzu, die in den ersten 24 Stunden zunehmen, etwa 72 Stunden anhalten und in den nächsten 5 - 10 Tagen allmählich abnehmen. Der Höhepunkt der Entzugserscheinungen tritt nach ca. 36 - 72 Stunden ein.

Der wiederholte Konsum führt rasch zu Persönlichkeitsveränderungen wie Reizbarkeit, Aggressivität und Suizidgedanken. Das Leben des Abhängigen dreht sich nur noch um die Beschaffung der Droge bzw. der dafür benötigten Geldmittel, die oftmals nur durch Straftaten (sog. Beschaffungskriminalität) oder Prostitution erlangt werden können. Das geht häufig mit einer sozialen Verelendung des/der Süchtigen einher.

Körperlich führt Heroinkonsum zu bleibenden Gehirn- und Leberschäden sowie Magen- und Darmstörungen. Bei Verwendung unreiner Spritzbestecke besteht die permanente Gefahr von Abszessen, Hepatitis- und AIDS-Infektion.